Eine kleine Typologie der Fernsehserie

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Selbst heute noch treffe ich gelegentlich auf Leute, die mit dem Stichwort Fersehserie „Derrick“ oder „Lindenstraße“ verbinden – und ich gebe zu, daß ich bis vor ein paar Jahren selber zu dieser Spezies gehörte. Als vor über zehn Jahren die ersten Folgen „Stargate“ anliefen, habe ich mir aufgrund des dort vermutetem und vermutet vorsätzlich geplantem Unsinns noch an den Kopf gefaßt, und nicht einmal probehalber auch nur eine Folge gesehen – dabei ist die Serie um Längen besser, als der ihr zugrunde liegende Kinofilm. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die guten alten, an Seichtigkeit kaum zu überbietenden deutschen Produktionen in der Erinnerung, und den drastischen Wandel im amerikanischen Fernsehen nicht bemerkt.

Tatsächlich haben sich mittlerweile amerikanische Fernsehserien zu einer ernstzunehmenden Kategorie in der Unterhaltungsindustrie entwickelt, und mit dem Kinofilm in vielen Bereichen gleichgezogen – ja, ihn sogar übertroffen. Das sind nicht länger möglichst billigst aus klischeehaften Versatzstücken zusammengebastelte Produkte zum Versenden zwischen den Werbeblöcken, sondern häufig überaus aufwendig hergestellte Produktionen mit einem hohen Erkennungswert. Wo die Filindustrie immer wieder mit zurückgehenden Umsätzen zu kämpfen hat und die Kinos unter fallenden Zuschauerzahlen leiden, ist der Trend zu hohen Investitionen in innovative Fersehserien ungebrochen. Man kann viele einfallslose Kinofilme finden, die auf Nummer sicher gehen und die X-te Fortsetzung selbst eines mäßig erfolgreichen Blockbusters bringen. Daneben gibt es jedoch ein überaus erstaunlich breites Spektrum von Serien, die eben keine abgekupferte Variante einer zuvor bereits erfolgreichen Form bieten, sondern echtes Neuland betreten.

Dabei bietet eine Serie, im Vergleich zum Kinofilm, eine Reihe von Vorteilen, aber auch einige Nachteile – wobei sich selbst die Nachteile gelegentlich in ihr Gegenteil verkehren.

Vorteilhaft in jeder Hinsicht ist dabei ihre Länge. Ein auf 90 Minuten oder maximal 2½ Stunden begrenzter Spielfilm hat bei weitem nicht die Möglichkeiten zur Differenzierung, die eine Serie bietet. Mehr noch: wenn man im Kino häufig mit stereotypen Handlungsverläufen und Klischee behafteten Charakteren auskommen kann (oder sogar muß), ist dies in einer Serie überhaupt nicht möglich, weil der Zuschauer auch nach der zehnten Folge noch bei der Stange bleiben soll. Eine – nach den eigenen Maßstäben des Genres: gute - Serie muß über einen langen Zeitraum spannend bleiben, und das geht nur dann, wenn sowohl die geschilderte Handlung als auch die handelnden Charaktere hinreichend komplex sind. Darüber hinaus muß sie in sich stimmig und logisch sein – nur dann kann sie Zuschauer erreichen, die sich die Handlung unter der Woche ja merken müssen und mit wenigen „Previously”-Szenen zu Beginn der Folge den Faden wieder aufnehmen sollen.

In den USA heißt eine Serie „Show“. Das dürfte auf die Gattung der – live und vor Publikum dargebrachten – Stand-Up-Comedy zurück verweisen, die dort immer noch eine wichtige Rolle in der regelmäßig ausgestrahlten TV-Unterhaltung einnimmt. Dabei führt der Begriff in die Irre und trifft gleichzeitig den Nagel auf den Kopf. Eine typische Serie wird unter großem Zeitdruck nahezu spontan improvisiert. Trotzdem ist das keine Show, in die der Zuschauer problemlos in der Mitte einsteigen kann – dort entwickelt sich oft ein eigenes Universum, das man nur dann noch versteht, wenn man kontinuierlich Woche für Woche den Fernseher einschaltet.



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In den aktuellen TV-Serien finden sich unterschiedliche Strategien, die Spannung zu halten, um die Zuschauer zu ködern.

Zunächst geht das durch die Konstruktion der Handlung, die – begünstigt durch den großen zeitlichen Rahmen über viele Folgen und womöglich Staffeln – äußerst verschlungene Pfade annehmen kann. Mein Paradebeispiel ist „Alias”: am Ende, mit der fünften Staffel, nach mehr als hundert Episoden von je ca. 45 Minuten Länge, hatte ich durchaus den Verdacht, daß die Autoren schon im Vorab ein klares Konzept für den gesamten Verlauf der Story hatten - trotz aller überraschender Wendungen und der wiederholten Auferstehung tot geglaubter Protagonisten. Andere Beispiele finden sich mit „Heroes” (dazu gibt es irgendwann noch einen eigenen Eintrag - ich bin da gerade mitten drin) oder „Damages” (wobei sich nach erst einer Staffel noch nicht sagen läßt, wie sich die Erzählung entwickelt).

Die zweite Möglichkeit, für Abwechslung zu sorgen, ist der Entwurf von zwiespältigen und entwicklungsfähigen Charakteren. Auch hier ist „Alias” kein schlechtes Beispiel, obwohl dies nur in den Nebenrollen ausgespielt wird und die Hauptfigur vergleichsweise eindimensional gezeichnet ist. Einen besonderen Trick in der Entwicklung von Charakteren gibt es in „Lost”: die bei einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel gestrandeten Figuren werden in Rückblenden im Alltag ihrer Vergangenheit vorgestellt - mit der immer wieder überraschenden Brechung von Charakteren, die man zuvor ganz gut zu durchschauen meinte.

Drittens gibt es Serien, die eine ganz eigene Welt entwerfen, die von Folge zu Folge immer mehr an Komplexität gewinnt. Mein Beispiel dafür ist „Stargate”. Hier wird in zehn Jahren und in über zweihundert Folgen eine ganze Galaxie entworfen (Korrektur: zwei Galaxien), in der zahlreiche außerirdische Rassen miteinander in Beziehung treten, die völlig unterschiedliche (und gelegentlich komplett inkompatible) Lebensweisen und Regierungssysteme vorstellen. Selbst Isaac Asimovs Foundation-Trilogie - kein Film, sondern eine aufgeschriebene Space Opera - kommt in Sachen Komplexität hier nicht mehr hinterher. - Aber auch die „Gilmore Girls” kann man hier anführen - hier sind es Mutter und Tochter, die in einer fiktiven amerikanischen Kleinstadt mit durchaus komplexen sozialen Beziehungen zurecht kommen müssen.

Zuletzt gibt es noch Serien, die mit einer größeren Gruppe von Hauptfiguren operieren, wobei es keine echte Trennung zwischen Haupt- und Nebenrollen mehr gibt. In gewisser Weise trifft dies auf „Lost” zu - den (bisherigen) Höhepunkt bietet hier aber „Heroes”, wo es überhaupt keine Nebengestalten zu geben scheint, sondern alle Charaktere nahezu gleichberechtigt nebeneinander stehen und auch parallel zueinander entwickelt werden.

Daneben gibt es natürlich auch Serienkost, die sich keiner dieser Möglichkeiten bedient, sondern in der sich Woche für Woche mehr oder weniger stereotypen Charaktere mit fast identischen Geschichten beschäftigten. Dazu gehören praktisch sämtliche Krimiserien, nicht zuletzt die (m.E. sehr zu Unrecht) so gelobte Reihe der „CSI”-Serien. Aber auch die oben erwähnten Serien sind nicht davon frei, immer mal wieder eine Pause einzulegen und Folgen einzuschieben, die nichts Neues bringen, sondern lediglich der Not folgen, jede Woche eine neue Show in Szene zu setzen. „Stargate” ist auch hierfür ein gutes Beispiel - neben wirklich brillanten Folgen gibt es mehr als nur gelegentlich solche, die man möglichst überspringen sollte. Auch „Alias” beschäftigt sich letztlich nicht konsequent mit dem Ausspinnen der Story, sondern schickt die Agentin öfters zu einem Auftrag, der ohne Auswirkung für den Rest der Handlung bleibt.



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Im Vergleich zum Kinofilm haben TV-Serien den Luxus einer weitaus längeren Handlungslänge, verfügen dafür aber über deutlich knappere Ressourcen in jeder anderen Hinsicht. Wenn für einen Spielfilm zwei- oder gar dreistellige Millionenbeträge ausgegeben werden können, muß sich eine ans Fernsehpublikum gerichtete Show mit sehr viel geringeren Mitteln zufrieden geben. Dabei fließen jedoch auch hier Geldbeträge in einer Größenordnung, die einen Produktionsstil ermöglichen, der dem des großen Bruders zumindest sehr ähnlich ist. Nichtsdestoweniger müssen in allen Bereichen Kompromisse gemacht werden, die freilich zu verblüffenden Lösungen führen, wenn nur die richtigen Leute beteiligt sind.

Zunächst (und wohl auch in erster Linie) betrifft dies die Auswahl der Schauspieler. Die Liga der Hollywoodstars, die zehn oder zwanzig Millionen Dollar für einen Film kassieren und dann auch noch an den Einspielergebnissen beteiligt sind, ist für eine Fernsehproduktion natürlich nicht zu haben. Dort ist das Gehalt für nur einen Star ebenso hoch, wie in vielen Fällen das Budget für eine komplette Staffel. Trotzdem müssen sich die Seriendarsteller nicht vor der Konkurrenz aus Hollywood verstecken. Eine Reihe von frischen Talenten hat im Fernsehen angefangen und danach den Aufstieg ins ganz große Geschäft geschafft. Andere, die bereits in großen Filmproduktionen gespielt hatten, gehen aus unterschiedlichen Gründen dazu über, fürs Fernsehen zu arbeiten, ohne deshalb plötzlich schlechter zu werden. Wieder eine andere Gruppe ist in Serien bekannt geworden und ist mit einer Karriere als reiner TV-Star völlig zufrieden - wieder, ohne deshalb notwendig über schlechtere darstellerische Qualitäten zu verfügen, als die ganz großen Stars.

Die nächste Einschränkung besteht in der Auswahl des Drehorts, in der Verfügung über Ausstattung aller Art (Autos, die man in die Luft jagen oder crashen kann; Verfügung über Stuntmen, Flugzeuge, Kostüme, etc.), und - mittlerweile nicht nur für Action- und Science Fiction unverzichtbar - den Möglichkeiten für Special Effects. Dabei sind die Unterschiede zum Spielfilm bei weitem nicht so gravierend, wie man das vermuten könnte und wie dies noch vor 15 Jahren auch tatsächlich war - dank dem aktuellen Stand der Computertechnik. Dabei werden nicht nur Effekte wie Weltraumschlachten oder Raketenstarts im Computer realisiert. Auch die meisten Actionszenen lassen sich heute mit nur wenigen echten Stunts und einer geballten Ladung an Computerbastelei verwirklichen. Hier spielt die Blue-Screen-Technik eine wichtige Rolle, bei der die Darsteller vor einem blauen Hintergrund ihre Rolle spielen, auf der im Nachhinein der „tatsächliche” Hintergrund projiziert wird. Was zu einem wilden Kampf in einem unter Volldampf über eine hohe Brücke fahrenden Zug wird, bei dem die Protagonisten gelegentlich halb aus den Türen fallen („Alias”, 4.(?) Staffel), stellt sich im „Making-Off” als komplett im gemütlichen Studio entstandene Szene heraus, wo es weder einen Zug, noch eine Brücke gab. Die Darsteller haben ein wenig in einer entfernt an Güterwaggon erinnernden Kulisse herumgeturnt, und den Rest den Leuten an den Computern überlassen.

Wichtiger womöglich, lassen sich auch komplette Landschaften oder städtische Szenarien im Computer nachträglich einbetten. „Alias” hat Schauplätze in fast sämtlichen Großstädten der Welt, wurde aber ausschließlich in L.A. gedreht - der Rest war wieder eine Aufgabe für die CGI-Spezialisten.



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Mit den m.E. schmerzhaftesten Einschränkungen hat eine Fernsehserie im Bereich des Soundtracks zu kämpfen, und zwar sowohl bei den Soundeffekten, wie auch bei der Musik. Dabei ist es natürlich nur logisch, daß Produktionen fürs Fernsehen den Aufwand scheuen, einen ordentlichen Surround-Sound zu realisieren. Auch heute hat nur eine kleine Minderheit des Fernsehpublikums ein Surround-Setup im Wohnzimmer aufgebaut, und das dürfte sich auch in Zukunft nicht großartig ändern. Dafür sind weniger Verfügbarkeit bzw. der Preis der Komponenten verantwortlich, sondern der Platzbedarf für die Lautsprecher. Kaum ein Wohnzimmer läßt sich so einrichten, daß das Sofa in der Mitte steht, und Lautsprecher davor und dahinter optimal verteilt sind - das geht erst ab einer Zimmergröße von 30qm aufwärts, wenn man ohne Kompromisse auskommen und den Raum trotzdem nicht unbegehbar zustellen will.

Wenn man die geringe Bedeutung von Surround-Effekten also bedauern, aber nachvollziehen kann, ist die Vernachlässigung der Filmmusik kaum zu begründen. In den meisten Serien, die ich kenne, spielt sie eine völlig untergeordnete Rolle, und beschränkt sich gelegentlich auf eine Erkennungsfanfare zu Beginn und im Abspann. In der übrigen Zeit wird dann mit minimalen Mitteln und ohne erkennbare Ordnung für Untermalung gesorgt, wenn die Stille allzu penetrant wird. Es gibt erstaunlich oft lange Passagen, in denen komplett auf Musik verzichtet wird - das ist etwas, was in einem Kinofilm sofort auffällt, weil es so selten statt findet, während es für viele Serien die Regel beschreibt.

Das krasseste Negativbeispiel findet sich m.E. bei „Heroes”, wo ich mich nicht einmal an die Titelmelodie erinnern kann (obwohl ich gerade dieser Tage die erste Season sehe), und wo über weite Strecken ein völlig undefiniertes Genudel und Gezirpe um einen modalen Orgelpunkt zu vernehmen ist. Es gibt aber auch positive Ausnahmen - z.B. „Alias”, wo die Figuren mit Leitmotiven versehen sind, und die Atmosphäre der Schauplätze durch die Musik verdichtet oder überhaupt erst erzeugt wird.

Nicht nur formal, sondern auch in der Aufnahmetechnik wird idR gespart, soweit es nur möglich ist. Bis auf eine Ausnahme (Alias) kenne ich keine Serie, für die die Musik nicht komplett im Computer produziert wird. Wo Orchesterklänge zu hören sind, werden diese stets mit Samplern realisiert, und wenn es sich um eher Pop-orientierte Musik handelt, wurde stets hart quantisiert. - Ich gebe zu, das ich hier wohl übertrieben pingelig und auch inkonsequent bin. Wo ich bei der Musikproduktion die Nase rümpfe, wenn sie ausschließlich aus dem Computer kommt, lasse ich an anderer Stelle fünfe gerade sein und toleriere die Dominanz der CGI-Effekte.

TV-Serien sind - logisch - fürs Fernsehen entwickelt. Trotzdem sehe ich sie fast nie dann, wenn sie gesendet werden, sondern kaufe mir die DVDs. Das hat drei Gründe: zum einen hasse ich die deutsch synchronisierten Fassungen. Zum zweiten sind viele Seren mittlerweile so konzipiert, daß man keine Folge mehr verpassen kann - man müßte also dazu bereit sein, jede Woche zu einer bestimmten Uhrzeit vor dem Fernseher zu sitzen. Es scheint genug Menschen zu geben, die das mit sich machen lassen - ich empfinde das als Zwang und Strafe. Zum dritten schließlich - und das ist der offensichtlichste Grund - sind Serien im Fernsehen lediglich Verbindungsglieder zwischen den Werbeblöcken. Das mag man tolerieren - oder das Geld in die DVDs investieren.



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Der entscheidende Grund, aus dem ich Serien nie im Fernsehen, sondern immer auf DVD sehe, entspricht dem, der mich seit geraumer Zeit vom Kino fernhält: die deutsche Angewohnheit, Film wie Fernsehen zu synchronisieren. Dabei gibt es zwei Punkte, die begründen, warum ich die Originalfassung vorziehe. Zum einen ist das die häufig durchaus fragwürdige Qualität der Übersetzung; zum zweiten - entscheidend - der gewaltsame Eingriff in den Sound einer Produktion, den eine Synchronisation notwendig mit sich bringt.

Synchronisierte Filme tendieren dazu, in einer merkwürdig gestelzten Sprache zu sprechen. Dabei ist die originale Fassung meistens in einem alltäglichen Englisch (von anderssprachigen Filmen kann ich hier leider nicht reden). Viele Wendungen lassen sich aber nur schwer so übersetzen, daß sie im Deutschen noch einen Sinn ergeben - von bestimmten Sprachspielen, die in Amerika gängig sind, hierzulande jedoch keine Entsprechung finden, ganz zu schweigen. Hinzu kommt, daß eine deutsche Übersetzung regelmäßig deutlich länger ist als das englischsprachige Original. Das spielt besonders dann eine Rolle, wenn eine Synchronisation Kompromisse bei der Sinnhaftigkeit der Übersetzung eingehen muß, wenn sie synchron mit den Lippenbewegungen der Schauspieler gehen soll.

Für mich letztlich entscheidend ist jedoch die Veränderung am Klangbild eines Filmes in seiner eingedeutschten Version. Wenn man - ohne auf den Sinn zu achten - beim Abspielen einer DVD die Sprache hin und her schaltet, kann man hören, wie in der originalen Fassung die Stimmen mit dem Rest des Soundtracks eine gewisse Einheit bilden, wo sie in der deutschen Fassung die Sprache höhenlastig und spitz aus der akustischen Umgebung herausfallen. Irgendwie scheint es da einen grundsätzlichen Konflikt zwischen den Toningenieuren in der Philosophie vom Klang der Stimme zu geben - die englischen Sprachspuren sind jedenfalls fast ausnahmslos mittenlastiger als ihr deutsches Gegenstück. Hinzu kommt - wohl entscheidend -, daß sich im Original die direkt am Set entstandenen Tonspuren mit den Nachvertonungen im Studio mischen lassen.

Wie dem auch sei - ich finde es jedenfalls immer wieder bestürzend, wie artifiziell und künstlich eine synchronisierte Fassung klingt, und wie lächerlich die Darsteller oftmals wirken. Tatsächlich gehört ja zu einem Schauspieler immer auch dessen Stimme, und die Art seines Sprechens trägt mindestens ebenso zu seiner Performance bei, wie Mimik und Körperhaltung. Wenn man ihm eine andere Stimme (nicht: Sprache) überstülpt, enteignet man ihn förmlich, und nimmt ihm einen wichtigen Aspekt seiner Persönlichkeit - ja verwandelt ihn nicht selten in eine Karikatur seiner selbst.

Gerade bei Fernsehserien verschärfen sich diese Probleme, weil dort billig und eilig produziert werden muß. Die Qualität der Übersetzungen ist hier ein echtes Problem (ganz zu schweigen davon, daß regelmäßig Spielereien des Originals mit Fremdsprachen unter den Tisch fallen). Hinzu kommt, daß die Synchronsprecher nicht unbedingt zur Elite ihres Berufsstandes gehören, und mit schöner Regelmäßigkeit über austauschbare, leicht miteinander verwechselbare Stimmen verfügen.

Mittlerweile sehe ich auch französische - selbst japanische oder koreanische - Filme im Original mit Untertiteln. Für den Umstand, kein Wort zu verstehen, wird man m.E. mehr als nur entschädigt, weil man den Film so sieht, wie man ihn selber versteht, und nicht so, wie ein Synchronstudio ihn verstanden haben will.



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