26.4.2021

Stratocaster Power Bridge Wiring #7

Kompletter Text

Die Schaltung ist fast fertig, es fehlt noch ein letzter Punkt.

Widerstände #2 - Humbucker-Spliting

Viele Humbucker-Gitarren haben das Feature, die Tonabnehmer zu „splitten”, was nichts anderes heißt, als eine der beiden Spulen abzuschalten (siehe das Diagramm weiter oben). Das Ergebnis ist in den allermeisten Fällen wenig befriedigend: eine Spule allein hat erheblich weniger Output und fällt in der Lautstärke drastisch ab; außerdem klingen gesplittete Humbucker meist zu spitz und dünn. Den Grund für letzters habe ich schon angesprochen: einen falschen bzw. unangepaßten Wert für das Volumepoti. Ersteres hat mit dem erheblich veränderten Widerstand zu tun. Dagegen kann aber etwas machen (warum das auch für die Strat wichtig ist, wird weiter unten klar).

Schaltet man Widerstände in Reihe, addieren sich die Werte. Das ist bei Pickups natürlich nicht anders. Wenn jede Spule des Humbuckers 4kΩ hat, kommt der gesamte Humbucker auf 8kΩ – das ist für einen „klassischen” Humbucker schon eine Menge, die meisten liegen eher unter diesem Wert. Ein Pickup mit 4kΩ ist aber schon außerordentlich schwach, selbst die alten Strat-Singlecoils liegen eher bei 6kΩ. Es ist also kein Wunder, wenn das dünn klingt.

Humbucker Split Humbucker Split with Resistor

Man kann gegensteuern, indem man die beiden Kabel, die die beiden Spulen verbinden, nicht direkt gegen Masse schaltet (wie das in 99% der Fälle gemacht wird), sondern erst über einen richtig dimensionierten Widerstand schickt. Dadurch wandert nicht das komplette Signal der zweiten Spule an Masse (und wird damit komplett abgeschaltet), sondern gewissermaßen nur ein Teil - der andere Teil bleibt seriell mit der ersten Spule verbunden. Der gesplittete Tonabnehmer wird dadurch lauter und dunkler, was man über entsprechend ausgewählte Werte für den Widerstand sehr genau steuern kann. (Den Trick habe ich übrigens erstmalig bei einer richtig teuren PRS gesehen, die dann auch einen durchaus überzeugenden Sound im Split-Mode vorzuweisen hatte.)

Was hat das mit einer Strat zu tun? Nun: wenn man einen Humbucker-Split verstärken kann, kann man das auch umgedreht denken: einen Humbucker kann man (in Lautstärke und Klangfarbe) abschwächen. Man kann also die serielle Schaltung zwischen Steg- und Mittelpickup durch den Einsatz entsprechender Widerstände wieder etwas näher in Richtung Steg-Singlecoil bringen. Tatsächlich macht das im Kontext der hier besprochenen Schaltung eine Menge Sinn: der Steg-„Humbucker” ist brutal laut und hat extrem viele Bässe (wobei letzteres durch den Volumepoti-Widerstand-Trick größtenteils kompensiert wird). Wenn man den Lautstärkensprung verhindern oder besänftigen will, kann dies mit einer „Split”-Schaltung nach oben besprochenem Muster gut hinbekommen.

Hier ist nochmal das Diagramm der kompletten Schaltung:

Strat Power Bridge: komplette Schaltung

Der 4-Wege-Drehregler hat dieselbe(n) Funktion(en) wie der bisher benutzte 2-Weg-Schalter, er sorgt aber jetzt dafür, daß zwei unterschiedliche partielle Splits möglich werden (Position „4” des 4-Weg entspricht Position „2” des 2-Weg, Position „1” ist jeweils dieselbe, die Positionen „2” und „3” bringen die Widerstände für die partiellen Splits ins Spiel).

Humbucker Split with Resistor 2

Widerstände #3 - customizing

Die letzte offene Frage lautet: mit welchen Widerständen erreicht man welchen Output? Zunächst muß man sich darüber klar werden, wie die Widerstände überhaupt zusammenwirken. Wenn man die Pickups als Widerstände aufmalt, ergibt sich das Bild rechts: die zweite Spule (die in unserem Fall das Mittel-Pickup ist) liegt parallel zum Widerstand und in Reihe zur ersten Spule. D.h. der Parallelwiderstand aus Spule zwei und Widerstand wird zum Widerstand der ersten Spule addiert.

Die Werte im Diagramm stammen von meiner Strat (Kloppmann ST-65). Wenn das Mittel-PU (5.78kΩ) mit 22kΩ parallel geschaltet ist, ergibt das ~4.58kΩ. Addiert zu den 6.88kΩ des Steg-PU sind das ~11.5kΩ, immer noch ein satter Wert, aber weniger als der „Humbucker pur” (ein wahres Monster mit 12.66kΩ). Dieselben Pickups mit 4.7kΩ kommen dann auf knapp 9.5kΩ, und klingen wie eine logische „Verdickung” des Singlecoils.

Wenn man das auf eigene Werte (und den eigenen Geschmack) anpassen will, kann man richtig viel Zeit damit verbringen, verschiedene Werte für die Widerstände auszuprobieren (Saiten lösen, 8 oder 11 Schrauben vom Pickguard entfernen, 2x Masse und 1x Signal ablöten – oder das Pickguard vorsichtig auf dem Korpus ablegen –, endlich: neue Verbindungen löten, 2x Masse und 1x Signal wieder neu verlöten – oder das Pickguard vorsichtig vom Korpus abheben –, sich in jedem Fall über neue Kratzer auf dem Korpus ärgern, 8 oder 11 Schrauben wieder anbringen, Saiten entwirren und neu aufziehen – oder bei Klemmmechaniken sehr beliebt: shit, die Umspinnung der D-Saite ist komplett hinüber, wo war denn noch mein letzter Satz frischer Saiten? – stimmen, und: das brummt ja wie Hölle, wo, verdammt, habe ich mir jetzt eine Masseverbindung eingefangen).

(Kommentarfunktion z.Zt. deaktiviert.)