3.12.2014

Cubase 8 - Chord Pads

Die Chord Pads von Cubase 8 sind eine Fortführung des Chord Track-Feature von Cubase 7. Sie setzen Konzepte fort, die dort begonnen wurden. Wer mit dem Chord Track vertraut ist, wird wohl schon auf den ersten Blick einige Gemeinsamkeiten bemerken:

  • Der Editor der Akkorde ist identisch zu dem im Chord Track;
  • der „Chord Assistant“ ist – mehr oder weniger – derselbe geblieben[1];
  • das Konzept von „Voicings“ spielt auch für die Chord Pads eine zentrale Rolle; etc.
  • Cubase 8 liefert hier etwas nach, was schon bei der ursprünglichen Planung des Chord Track vorgesehen war: die Möglichkeit, Akkorde in Echtzeit vom MIDI-Keyboard anzuspielen bzw. – ganz zentral – via Remote zu verändern.

    Das UI (User Interface) läßt eigentlich recht wenige Fragen offen: man klickt auf ein Pad, und bekommt einen Akkord zu hören, dessen Symbol man im UI sehen kann.

  • Um die Akkorde zu hören, muß man einen (MIDI- oder Instrument-)Track anlegen, und diesen auf „Record“ oder „Monitor“ stellen (was Cubase normalerweise sowieso tut, sobald man einen Track anwählt, „selektiert“).
  • Man kann das Akkordsymbol ändern – beim „Mouse-Over“ findet sich ein Icon, auf das man klicken kann, um den dazugehörigen Dialog zu öffnen.
  • Soweit ist das ein Feature, das ungefähr alle auf dem Markt befindlichen „Chord-Tools“ an Bord haben.

    Es gibt jedoch (wie ich finde: entscheidende) Unterschiede.

    Adaptive Voicings

    Wenn man zwei Pads nacheinander anschlägt, werden nicht stumpf zwei statisch abgelegte „Sammlungen von Tönen“ (aka „Voicing“) nacheinander abgespielt. Die Übergänge zwischen den Voicings ist abhängig vom Kontext, in dem die Akkorde wechseln – es kommen Regeln der Stimmführung zur Anwendung. Wenn man (zB.) von C nach G über *F* geht, ist das Voicing von G möglicherweise(!) ein anderes, als wenn man von C nach G über *Ab7* geht.

    Als User muß man nicht großartig darüber nachdenken. Das Ergebnis – so, wie es derAlgorithmus liefert – klingt (zumindest für meine Ohren) fast immer „richtig“.

    Besonders dann, wenn man mit den Chord Pads „Gitarre spielt“ (dh., einen „Guitar Player“ im Setup der Chord Pads anlegt), werden die Stärken im Umgang mit Akkorden in Cubase deutlich: man bekommt Voicings, die von einem Gitarristen so tatsächlich gespielt werden (können).

    Mehr noch: auch die Gitarren-Voicings werden, für aufeinander folgende Akkorde, ineinander „übergeblendet“ (folgend den von Cubase implementierten Regeln für Stimmführung) – was in der Praxis allenfalls echten Könnern auf dem Instrument vorbehalten sein dürfte.

    Tension Control

    Eine Premiere im Bereich der Computeralgorithmen für die „Interpretation von Akkorden“ ist wohl der Regler für „Tensions“ (ein „Overlay-Control“ auf jedem Pad).

    Wenn man ihn nach rechts bewegt, bekommt man zunehmende Spannungsnoten für den Akkord auf dem Pad. Aus einem C-Dur-Dreiklang wird ein C9, ein C6. Danach wechselt man in die Welt der Vier- bzw. Fünfklänge: Cmaj7, Cmaj7/9, Cmaj7/9/13, etc.

    Wenn man mit einem Akkord auf der Dominante beginnt, geht es, bei der Verschiebung des Reglers nach links, auch (wie oben) in Richtung der Dreiklänge. Wenn man ihn nach rechts bewegt, bekommt man nach und nach all die wilden Alterationen des Modern Jazz oder der Spätromantik über den Dominant-Sept-Akkord: C7/9, C7/b9, C7/#9, C7/9/#11 (etc. pp).

    Auch hier greifen die Regeln des Übergangs zwischen Voicings: wenn man die Spannungsebenen wechselt, bleiben die Noten „eng beieinander“ – sprich: zB. die Septe wird nicht einfach auf den Dreiklang „oben drauf gesetzt“, sondern, soweit das logisch ist, in ihn „eingeblendet“ (so daß sie nicht unbedingt im Sopran, sondern zB. im Tenor erscheint).

    In Verbindung mit der Möglichkeit, dieses Feature (und andere) via Remote zu steuern, kann man auf sehr abgefahrene musikalische Wege geraten – und zwar selbst dann, wenn man sich darauf beschränkt, mit einem Klaviersound nur die kompletten Akkorde abzufeuern.

    Aber damit ist es ja nicht getan (ich komme auf das Thema zurück).

    1. [1] ...obwohl der sehr anders aussieht, und sogar einen kompletten „Rewrite” des Algorithmus hinter sich hat.
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