10.12.2012

Cubase 7 - Chord Track: Voicings (3)

(Thema)

Wenn man ein Akkordsymbol auf dem Chordtrack anklickt, wird es abgespielt. Dabei wird aber nicht das Symbol abgespielt, sondern eines von vielen möglichen Voicings, die mit ihm assoziiert sind.

Das klingt erst einmal nach überzogener Haarspalterei. Wenn man dem Konzept aber eine Chance gibt, sieht das anders aus: genau so verfährt nämlich jeder Instrumentalist, wenn er ein Akkordsymbol sieht, und es für sein Instrument interpretiert.

Der „Interpreter” eines Akkordsymbols in konkrete Noten – eben ein „Voicing” – ist in Cubase der Algorithmus hinter den „Voicing“-Optionen (die man im Track-Inspektor editieren kann).

Momentan gibt es drei Bibliotheken („Libraries“), die Voicings – i.e. die Umsetzung eines Akkordsymbols in konkrete Noten – beschreiben: „Piano“, „Guitar“, und „Basic“. In jeder dieser Libraries geht es darum, abzubilden, wie ein konkreter Musiker an diesem Instrument ein Akkordsymbol interpretieren würde. Die „Piano“-Library beschreibt „Voicings“, wie sie ein Pianist spielt. Die „Guitar“-Library tut dasselbe für Akkorde, wie sie ein Gitarrist greifen kann. Die „Basic“-Library schließlich verwendet einen Computeralgorithmus, um aus Akkordsymbolen Voicings zu generieren.

  • Die Piano-Library besteht aus einer recht umfangreichen Liste von Voicings, wie man sie auf einer Klaviatur spielen kann. Dabei werden bestimmte Varianten von einem Algorithmus berechnet (Umkehrungen und „Drops“ lassen sich leicht vom Computer generieren; auch für Transpositionen quer durch die Oktaven ist der Computer gut genug).
  • Die Guitar-Library besteht aus Voicings, die man auf einer Gitarre tatsächlich so greifen kann. Dafür wurden Griffbilder benutzt, die man in der „Guitar Library“ im Score-Editor editiert hat. Die einfachen Sachen habe ich selber gebaut (mit freundlicher Unterstützung des Internet). Die „Modern Jazz“-Voicings hat ein Gitarrist gebastelt , der „seine Voicings“ in der Praxis auch so spielen kann – er hat mit Cubase 6 eine „Guitar Library“ im Score-Editor erstellt, die ich dann mit einem Script in Voicings so übersetzt habe, daß sie der Chordtrack versteht.
  • Die „Basic“-Library basiert ausschließlich auf einem Algorithmus. Der Computer addiert für jede im Chord-Editor anwählbare Tension auch eine Note, egal, ob das „gut“ klingt, oder nicht. Die Ergebnisse dieser „Interpretation“ sind gar nicht so schlecht – zumindest sind sie definitiv vorhersagbar.
  • Der Vorteil dieses Ansatzes liegt mE. auf der Hand: die Umsetzung von Akkorden in konkrete Noten liegt nicht in „clever“ programmierten Algorithmen, sondern läßt sich von Sounddesignern bestimmen – von Experten nicht in der Programmierung von Computern, sondern solchen im Umgang mit konkreten Musikinstrumenten.

    Es gibt hier genau einen Nachteil: das in Cubase realisierte Konzept ist (soweit ich das weiß) komplett neu. Man muß es erst lernen, bevor man es produktiv nutzen kann[1].

    1. [1] Das Statement klingt, zugegeben, einigermaßen arrogant. So verrückt es ist, gilt die Aufforderung, Neuland erst zu lernen, aber auch für mich selbst. Ich stolpere gerade über Anwendungen für meine eigene musikalische Praxis, die ich nicht im Mindesten auf dem Zettel hatte, als wir dabei waren, das Feature zu implementieren. - Aber das ist dann sogar Arroganz hoch zwei.

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