Unterscheiden und Benennen (3)

(Themenstart)

"Explanation – the mapping onto tautology of unfamiliar sequences of events“. ("Erklärung – das Abbilden unbekannter Abfolgen von Ereignisse auf Tautologien“. - Gregory Bateson, Mind and Nature, p.44)

Erklärungen sind immer Abbildungen: Ursache-Wirkung-Beschreibungen etwa abstrahieren von der beobachteten Wirklichkeit. Jede Erklärung ist eine Abstraktion und damit Vereinfachung der beobachteten Welt – eben ein „mapping“: sie ist nicht die Welt selbst, sondern allenfalls eine Karte von ihr.

Erklärt werden soll der Zusammenhang zwischen zwei Ereignissen, die zunächst ohne Zusammenhang hintereinander stehen. Damit ist das ein existenzieller Akt, denn jede Wahrnehmung ist[1] die Wahrnehmung einer Differenz. Wenn ich eine Wahrnehmung benennen will, bin ich darauf angewiesen, jene Differenz der Wahrnehmung zu benennen – und das geht nur, wenn ich diese Differenz als in sich identisch zu fassen bekomme. Genau dies ist die Definition einer Tautologie: zwei Dinge in eins zu setzen, die dennoch nicht verschieden sind.

  1. [1] Dies ist keine Wirkung-Ursache-Beziehung; man kann eben nicht sagen: Wahrnehmung „beruht auf“ der Wahrnehmung einer Differenz.