23.9.2008

Über Rhythmik (8) - Beispiele

(Themenanfang)

Es folgen einige Beispiele – zunächst, um die Extreme zu zeigen. Die Bildchen sollen den Graphen symbolisieren, wobei der rote Punkt jene Stelle markiert, an dem sich das jeweilige Beispiel findet.


(1) Maximale Aufgelöstheit

Anton Bruckner, Symphonie No.9

Es ist kaum möglich, in den ersten Takten einen Puls zu finden – da gibt es ein diffuses Tremolo, auf dem sich einige punktuelle Ereignisse abspielen, die man in kein zeitliches Raster bringen kann. Erst, wenn „es laut wird”, kann man etwas wie einen Rhythmus mehr erahnen als erkennen.


(2) Maximale Agogik


Franz Schubert, A-Dur-Sonate, Andantino, gespielt von Maurizio Pollini

Mehr an agogischer Gestaltung ist kaum möglich, ohne daß die Rhythmik „kippt”. Dabei ist im jeweils 3. Takt der viertaktigen Gruppen eine rhythmische Figur immer soweit verschleppt, daß man nur noch raten kann, wie sie wohl notiert ist. Dennoch kann man den Puls mitklopfen, weil er in den Achteln der Begleitung ständig präsent ist.


(3) Maximale Diffusion

Conlon Nancarrow, Studies for Player Piano #31

Hier findet man das andere Extrem: überhaupt keine Agogik (weil vom mechanischen Klavier dargeboten), dafür aber eine höchst komplexe Überlagerung mehrerer (dreier) Zeitebenen. Man kann natürlich keinen Puls hören – dennoch hat man an keiner Stelle das Gefühl, daß die klanglichen Ereignisse zufällig über die Zeit verteilt sind.

(Zur Musik Conlon Nancarrows ist noch einiges zu sagen – ich habe da noch mindestens einen Eintrag mehr oder weniger fertig im Kopf.)

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