31.7.2008

Heinrich Ignatius Franscicus Biber - Rosenkranz-Sonaten

Heinrich Ignaz Franz Biber lebte von 1644-1704, also recht genau eine Generation vor jener J.S.Bachs. Dabei markiert er nicht einmal den Beginn des Barock, den man allgemein knapp fünfzig Jahre vor seiner Geburt mit den Opern Monteverdis (um 1600) verbindet. All das, was unter Barockmusik subsumiert wird, umfaßt also einen Zeitraum von fast genau 150 Jahren - es ist da kein Wunder, wenn man über völlig unterschiedliche Musik stolpert, die außer dem Etikett kaum etwas teilt.

Die Rosenkranz-Sonaten sind für Solovioline und begleitendes Continuo, wobei die Saiten der Violine in jeder Sonate anders gestimmt werden - "Scordature", lautet das Zauberwort. Dadurch werden Doppelgriffe und Arpeggien möglich, die auf einer "traditionell" gestimmten Violine schlicht nicht machbar sind. Was Biber da dem Solisten an Virtuosität abverlangt, ist umso bewundernswürdiger, als es nie um Effekte geht.

Zum einen findet man in der Analyse der Sätze eine Zahlensymbolik, die - obwohl sehr verbreitet und üblich in dieser Epoche - angeblich nicht ihresgleichen hat:

In der Christi-Geburt-Sonate (III) dominiert die Nummer 13 (der vor der Aufklärung nichts Negatives anhing). Gesamtzahl der geschriebenen Noten: 1014 = 6 x 132. Zahl der geschriebenen Violin-Noten: 767 = 4 x 132 + Dreieck von 13, Zahl der geschriebenen Basso Continuo-Noten: 247 = 2 x 132 - Dreieck von 13.[usf.]

(Aus den Liner-Notes)

Zum anderen aber ist dies höchst unterhaltsam zu hörende Musik, die in harmonischer Frische und starker Anlehnung an Tanzformen fast unbekümmert daher kommt.

Wer von der Popmusik unserer Tage gelangweilt nach Alternativen sucht, gleichzeitig aber nichts mit dem Fetisch der Klassikfraktion mit ihren Opernpremieren und abgedunkelten Konzertsälen zu tun haben will, könnte es hier mal versuchen: das ist die Popmusik, wie sie vor gut 300 Jahren gespielt wurde. Die richtet sich zwar nicht an die Öffentlichkeit, wie Pop das tut; ihr Publikum ist jedoch ungleich größer, denn ihr soll nur einer applaudieren, der Schöpfer höchstpersönlich.

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