21.1.2013

Treme

Tremé ist der Kern von New Orleans – dort, wo die afro-amerikanische Musik (aka „Jazz”) ursprünglich entstand. Die HBO-Show zeigt, wie, nach dem Hurricane Katrina, das (insbesondere musikalische) Leben in die Stadt nach und nach zurückkehrt.

Dave Simon – der schon bei The Wire gezeigt hat, wie ein Journalist im Fernsehen der Mission gerecht werden kann, einen unverstellten Blick auf die Realität zu werfen – ist der „Showrunner“ bei „Treme“. Mit einem Cast, wo Schauspieler mit tatsächlichen Bewohnern von New Orleans gut gemischt sind, gelingt es ihm und seinem Team, mich wirklich süchtig zu machen auf einen Besuch in dieser Stadt.

Das ist eine tolle TV-Show, die man nicht verpassen darf – besonders dann, wenn man sich für die Ursprünge (wie das Erbe) der Musik unserer Tage interessiert.

9.12.2012

Star Trek - Enterprise (Opening Credits)

Die Opening-Credits der letzten Inkarnation des Star-Trek-Francise sind für mich durchaus ein guter Grund, diese TV-Show anzusehen (sie ist nicht schlecht - aber längst nicht so gut, wie das der Operner verspricht).

28.8.2012

Brotherhood (TV-Show)

Mike Caffee – Möchtegern-Godfather in Providence, Rhode Island – wird den Verdacht nicht los, daß Colin, sein Cousin und First Lieutenant, eine Affäre mit seiner Geliebten, Kath, hat. Tatsächlich sind die beiden sich immer näher gekommen, und waren kurz davor, ein Verhältnis zu beginnen – was Colin aber quasi in letzter Minute abgebogen hat. Ihn führt hier gar nicht so sehr die Angst, der nächste zu sein, den Mike erschießt, erwürgt, oder zu Tode prügelt (obwohl genau dies die Konsequenz wäre, wenn Mike von dieser Geschichte erfährt). Vielmehr handelt er aus – im Zusammenhang plausibel erklärter – Loyalität zu einem Mitglied seines irischstämmigen Clans.

Mike steigert sich in eine Eifersucht immer mehr hinein. Sie entlädt sich irgendwann, und er schlägt, aus nichtigem Anlaß, Colin übel zusammen (was er umgehend bedauert).

Dessen Reaktion ist von beklemmender Konsequenz und Schönheit: mit schlimm zugerichtetem Gesicht klopft er an Kath's Wohnungstür. Als sie ihm öffnet, umarmt und küßt er sie mit nicht länger unterdrückter Leidenschaft. Wenn man mich für etwas bestraft – so scheint er zu denken –, was ich gar nicht getan habe, kann ich es zumindest im Nachhinein tun.

Dumm nur, daß im Auto auf der Straßenseite gegenüber zwei Agenten des FBI sitzen, die eigentlich Mike überwachen sollen. Der eine hat eine Kamera in der Hand, und zeigt dem anderen im Display das Foto, das er gerade geschossen hat: Colin küßt Kath.

„Nice Resolution. Is that a RAW file?“
(With a shake of the head:) „JPEG.“


Das ist Humor, bei dem einen das Lachen im Halse stecken bleibt. Die Showtime-TV-Show Brotherhood schildert eine gnadenlose Realität, in der aber nur solche Momente noch ansatzweise befreiend wirken (die Story oben faßt einen Handlungsstrang aus der dritten Staffel von „Brotherhood” zusammen).

Große Empfehlung.


[Nachtrag] Ich habe gerade die beiden letzten Folgen gesehen. Keine der Wendungen, die ich als unausweichlich vermutet hatte, ist eingetreten, und dennoch ist das Ende komplett plausibel. Die Autoren haben es geschafft, sich jedes Klischees zu enthalten, und eine höchst ungemütliche Geschichte von der Alltäglichkeit des Grauens (im wörtlichen wie im übertragenen Sinne) erzählt, in der nichts – aber auch gar nichts – ein auch nur halbwegs glückliches (oder auch nur konsequentes, befreiendes) Ende findet.

„Brotherhood“ ist die verstörendste TV-Show, die ich kenne (noch gnadenloser als die – auch nicht gerade für zart besaitete Zuschauer gestrickten – Sopranos).

14.5.2012

Jericho

Jericho

Das „Setting“ von Jericho ist, anfangs, das einer Soap Opera. Der verlorene Sohn kommt nach Jahren zurück in eine ländliche Kleinstadt in Kansas, in der sein Vater der Mayor ist. Er ist einst vor dessen (Vor)Urteil geflohen, und will dem auch bei seiner Rückkehr nicht erzählen, was er in den letzten Jahren getrieben hat. Er begegnet seiner Jugendliebe, und wird einer anderen Frau, einer Lehrerin, zum Helden, als er beim Unfall mit dem Schulbus einem Kind das Leben rettet. Usf.

Danach sieht man die Protagonisten, wie sie dem Pilz einer atomaren Explosion hinterher blicken (das Poster der TV-Show zeigt einen kleinen Jungen auf dem Dach des Hauses seiner Eltern in Rückenansicht; vor ihm die Explosion einer Atombombe aus einer gewissen Ferne).

Die Telefonleitungen versagen, Radio und TV senden nur noch statische Geräusche, und selbst das Internet bricht zusammen. Die Versorgung mit Notstrom ist abhängig von den Aggregaten, die die letzten Reserven von Benzin und Diesel innerhalb weniger Tage auffressen; selbst die Funktion der Notaufnahme in der örtlichen Klinik ist bedroht.

Zunächst weiß man sich zu helfen: man füllt die Notstromaggregate mit Benzin aus Spenden aus den Autos der Anwohner. Als die Spenden immer kärglicher werden, versucht man es mit milden Zwang in Form von Appellen an den Gemeinschaftssinn. Je länger die Krise andauert, desto verzweifelter hängen die Menschen an ihrem Besitz aus einer anderen, längst vergangenen Welt, und kämpfen noch um den letzten Liter Sprit in ihren eigenen Autos. Schließlich hat die Gemeinde gleich nebenan die Idee, daß es sich lohnt, die Farmen der Nachbarschaft gewaltsam zu übernehmen, weil man sonst im nächsten Winter hungern müsse. Es kommt zum Bürgerkrieg, in der die Zahl der Opfer jene weit übersteigt, die man nicht hinzunehmen bereit war, als es noch darum ging, nur den Besitz zu teilen.

CBS hatte sich die Einschaltquoten angesehen, und die Show, nach der ersten Staffel, gecancelt. Es gab gehörigen Protest der Fans – danach gab es immerhin eine zweite, jedoch auf nur sieben Folgen reduzierte Staffel, die die wesentlichen Handlungsstränge einigermaßen plausibel zuende führt.

Trotz dieser Prämisse: dies ist eine der besten TV-Shows ever.

29.4.2012

The Avengers - Buch und Regie: Joss Whedon

(Themenzusammenhang)

TheAvengers2012

Loki, der Bruder von Thor, bekommt eine Gelegenheit, seinen üblen Gelüsten auf Unterwerfung der Menschheit nachzugehen, als ein wissenschaftliches Experiment schief geht und der Tesseract – ein Device, das eigentlich dazu gedacht war, die Energieprobleme der Menschheit ein für alle Male zu lösen – ein Loch zu einer alternativen Dimension öffnet. Die „Avengers“, eine Gruppe von Superhelden, formt sich neu, um der Bedrohung durch eine gigantische Armee, die Loki durch dieses Loch in die heutige Realität einschleust, zu bekämpfen.

Joss Whedon spielt hier nicht zum ersten Mal mit der außerordentlich dünnen Storyline eines B-Pictures, und sein Spiel geht auch hier immerhin soweit auf, als man, als Zuschauer, über die Art und Weise, wie er sie erzählt, über 2½ Stunden die Realität ausblenden kann.

„Captain America“, der „Hulk“, „Thor“ usw. sind Reminiszenzen an eine Zeit in der Popkultur, als Superhelden noch eine gewisse Plausibilität hatten: sie dienten als Platzhalter für Träume von Heldentum, bevor dieses komplett desavouiert war. Captain America zB. ist, soweit ich das (ohne diese Comics ausführlich gelesen zu haben) verstanden habe, ein Stellvertreter für den „guten Soldaten“, der im zweiten Weltkrieg dafür gesorgt hat, die Welt von der Barbarei der Nazis zu heilen. Heutzutage funktioniert solcher Übertrag von Rollen nur noch sehr mühsam – jedenfalls nicht ohne eine gehörige Übertreibung in der Unterscheidung zwischen „Gut“ und „Böse“, und nicht zuletzt einen schrecklich pathetischen Ton in den Dialogen.

Zumindest davon findet sich nichts in der Erzählung von den „Avengers“. Steve Rogers (Captain America) etwa wird geschildert als einsamer Charakter, der mit dem Relativismus in moralischen Dingen seiner Mitstreiter überhaupt nichts anfangen kann. Tony Stark (Ironman) verkörpert dessen Gegenpol: er hat sich schon immer als reichen Playboy definiert, den nur sein eigenes Wohlsein interessiert. Dabei ist bemerkenswert, wie dessen Wendung in einen echten Helden – der dazu bereit ist, sein eigenes Leben für das von Anderen aufs Spiel zu setzen – in der Erzählung des Films vorbereitet wird. Es gibt eine – fast an Slapstick erinnernde, wirklich lustige – Szene, in der ein Bote ihm die Aufforderung überbringt, sich den Avengers anzuschließen, und in der erst seine Freundin mit ein paar Verwechslungskunststücken zwischen Sektglas und Handhelds dafür sorgt, daß er die Aufforderung endlich in den Händen hält und zu Kenntnis nimmt.

In der „Aftermath“ - nachdem halb Manhatten in Schutt und Asche liegt – gibt es eine Sequenz, in der die Kommentare in den TV-Nachrichten gezeigt werden. Dort ist man sich keinesfalls einig, ob man von Helden gerettet wurde, oder ob die Superheros nicht etwa die eigentliche Ursache des Desasters waren. Deren pure Existenz habe schließlich dafür gesorgt, daß es zu den Kämpfen überhaupt erst kam, die dann zahllose Opfer in der Zivilbevölkerung zur Folge hatten. Das ist dann endlich O-Ton Whedon, und – soweit ich das verstehe – sein eigentliches Thema.

Zusammenfassend: wenn man man einen netten Abend im Kino mit ganz viel Popcorn verbringen will, wird man Bestens bedient. Das ist Blockbuster-Kino mit viel Special-FX und relativ wenigen (dann jedoch exzellenten) Dialogen. Joss Whedon ist offenbar in die Liga jener Regisseure aufgestiegen, denen neunstellige Budgets zur Verfügung stehen, die dafür aber auf den Massengeschmack Rücksicht zu nehmen haben. Das muß nicht zwangsläufig übel ausgehen (Chris Nolan etwa ist ein gutes Beispiel für einen Regisseur, der von seinen Ideen keinerlei Abstriche zu machen scheint, egal, wieviel die Studios in sie investieren). Von Joss Whedon wünschte ich mir, daß er seinen Figuren mehr Freiraum einräumt, miteinander zu reden – seine Stärke liegt im Schreiben von Dialogen, die bei dieser Gelegenheit deutlich zu kurz kommt.

27.4.2012

The Avengers (official Trailer)

Den Trailer zu The Avengers finde ich dann doch eher enttäuschend.

Ich werde morgen Abend trotzdem eine Eintrittskarte für das Streit's kaufen, um mal zu schauen, was Joss Whedon in den letzten Jahren beschäftigt hat.

2.4.2012

Carnivàle

Der „Opener” zu Carnivàle (produziert 2003-2005 für HBO) umreißt schon für einen ersten Eindruck recht schön, worum es in dieser TV-Show geht. Sie spielt in der Ära der Großen Depression (1934, um genau zu sein), und deutet diese als „magische“ Zeit. Alles ist dort denkbar, und die Annahme, daß zu jener Zeit der Teufel leibhaftig in Amerika umging, ist sogar äußerst plausibel. Dabei bildet die Ebene von Magie – ein mystischer Kampf zwischen Gut und Böse – letztlich nur einen Vorwand, um einen historischen Rahmen so aufzuspannen, daß sich ein heutiges Publikum noch dafür interessiert. Im Vordergrund steht die Erzählung eines jugendlichen Heilers, der – unwillig zunächst; das ist eine klassische „coming of age“-Story – gegen einen falschen Propheten zu Felde zieht. Der Hintergrund ist aber mE. viel interessanter: hier geht es um eine Zirkusgemeinschaft aus Outsidern (darunter Menschen, die man als Mißgestalten wahrzunehmen versucht ist), die von Ort zu Ort zieht, um unter schwierigsten Bedingungen ein Überleben zu versuchen.

Mich hat zuerst die Optik der Show eingenommen. Genauso kann ich mir das Leben in den 30ern vorstellen: in matten Farben, abgerissener und verstaubter Kleidung, kärglichen Umständen im alltäglichen Leben, wo das Radio die einzige Quelle für Informationen jenseits des engsten Umfelds ist.

Dann ist aber auch die Art und Weise, wie die Story entwickelt wird, für eine TV-Show letztlich einmalig. Mit solch großer Ruhe, mit solcher Liebe zur Beschreibung noch der letzten Kleinigkeit, mit solcher Kargheit in den Dialogen wird sonst nur in den richtig dicken Wälzern der Literatur erzählt. Das Kunststück ist hier, wie das zu keiner Sekunde langweilig wird.

Es gäbe noch eine Menge mehr anzumerken: die durchaus unüblichen Perspektiven der Kamera; die in jedes Detail verliebte Ausstattung; der hervorragende Sourround-Mix; der auf den Punkt plausibel besetzte Cast; etc. Eines muß ich dann doch noch herausheben, die Musik. Jeff Beal arbeitet hier mit einer Technik von Leitmotiven, die ich, soweit ich mich erinnere, nirgends sonst gehört habe. Das geht soweit, daß nicht bloß einzelne Fanfaren oder Themen den Charakteren zugeordnet sind, sondern die unterschiedlichen Szenerien und Orte einen je eigenen Sound haben (Banjo für den Zirkus; Orgel-ähnliches für die Kirche des Predigers; usf.).

Die Show war ursprünglich auf sechs Staffeln ausgelegt, wurde aber nach nur zwei Seasons beerdigt – laut Wikipedia wollte HBO die vier Millionen Dollar pro Folge(!) nicht länger investieren, und die Macher der Serie spielten eine Partie Poker, die sie schließlich verloren. Aber auch den „Rumpf“ kann man sich sehr gut ansehen – die zweite Staffel endet zwar mit einem gewaltigen Cliffhanger, bringt aber zuvor wichtige Handlungsstränge zu einem plausiblen Ende.

31.3.2012

Buffy – Faith, femme fatale

Themenzusammenhang

Eliza Dushku (Faith)
Eliza Dushku (Faith)

Faith – der „rough slayer“; Joss Whedons Version der „femme fatale“ – flieht aus dem Gefängnis, um sich Buffys Kampf gegen das „First Evil“ anzuschließen (in der siebten und letzten Season von „Buffy“). Sie scheint in ihre alte Rolle zurückzufallen, als sie mit Robin Wood[1], dem Principal der neu errichteten Sunnydale High Shool, ins Bett geht. In ihrer Wahrnehmung benutzt sie einmal mehr einen Mann für ihre sexuellen Bedürfnisse. Tatsächlich hat sie sich aber verliebt – sie weiß nur noch nichts davon, sehr wohl aber ihr Partner, der Principal.

Es gibt eine Szene, wo die beiden – am Tag danach – alleine miteinander sind. Faith ist darum bemüht, die Beziehung möglichst klein zu reden, um sich ja nicht zu entblößen. Der Principal braucht nur einen Satz (vielmehr eine Behauptung), um ihr klarzumachen, wie sehr sie sich selbst betrügt: er selber sehe ja durchaus besser aus als sie. Verglichen mit ihr sei er die eigentliche Schönheit[2].

Faith ist (bis zu diesem Moment) davon überzeugt, quasi absolute Macht über das andere Geschlecht zu besitzen. Sie hält sich für derart attraktiv, daß sie glaubt, daß ihr kein Mann widerstehen kann – bis zu jenem Punkt, daß sie davon ausgeht, daß ein Mann, der sie begehrt, seine eigenen moralischen Grenzen überschreitet und sogar Dinge tut, die er ohne dieses Begehren niemals zustande brächte.

Sie wird total überfahren, als man ihr sagt, sie sei bloß relativ attraktiv. Ihre Überlegenheit wird durch nur ein Wort weggefegt.

So verheerend (oder letztlich befreiend, wie hier) kann das sein, wenn man über äußere Erscheinung befindet.

  1. [1] Allein dieser Name! Dabei ist das kein plumper Kalauer, sondern eine im Zusammenhang äußerst präzise Verdichtung der Figur in drei Silben.
  2. [2] ...was, wenn ich mir den Darsteller der Figur, DB Woodside, ansehe, durchaus zutreffen könnte.

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